Zwischen dem 10. September 2018 und 20. April 2020 arbeitete er zunächst als Sportlicher Leiter, später dann als Geschäftsführer Sport beim SC Paderborn und führte diesen auch mit in die 1. Bundesliga.
Die Rede ist von Martin Przondziono. Zuvor war der 55-Jährige sowohl beim 1. FC Nürnberg als auch Hannover 96 Leiter der Scoutingabteilung. Dass der ehemalige Profi des SC Preußen Münster ein Auge für Talente hat, bewies er auch zuletzt als "Head of Football" des amerikanischen Ausrüsters "Capelli". Er entdeckte ein Talent für den MSV Duisburg, das nun beim SC Paderborn spielt.
RevierSport hat mit dem Fußball-Funktionär Przondziono gesprochen.
Martin Przondziono, Sie sind jetzt seit fast fünf Jahren nicht mehr in sportlicher Verantwortung bei einem Verein gewesen. Was haben Sie nach Ihrem Aus beim SC Paderborn 07 bis heute so getrieben?
Ich war nach meiner Zeit in Paderborn für einen amerikanischen Ausrüster, der eigene Akademien und Anteile an Klubs in aller Welt besitzt, in der sportlichen Schlüsselposition als "Head of Football" tätig. Ich war international viel unterwegs und habe mir viele Spiele angesehen. Dabei habe ich auch Santiago Castaneda entdeckt und zum MSV Duisburg gebracht. Santiago spielt jetzt eine tolle Saison in Paderborn. Das Thema verantwortungsbewusste Geldbeschaffung für Vereine beschäftigt mich auch sehr. In diesem Zusammenhang berate ich unter anderem als Partner der Firma "CrowdTransfer" Vereine. Nebenbei gründe ich gerade eine eigene, international vernetzte Akademie, die den optimalen Rahmen bildet, um Spielerinnen und Spieler auf dem zweiten Bildungsweg für den professionellen Fußball zu entwickeln. Da gibt es eine Menge zu tun und noch viel Potential zu entdecken.
Wie bewerten Sie eigentlich die Entwicklung des SC Paderborn 07?
Die Entwicklung des gesamten Vereins ist aus meiner Sicht absolut positiv zu bewerten. Die von uns zu Erstliga-Zeiten entwickelte Strategie als Ausbildungsverein wird nach wie vor optimal umgesetzt. Dieser nachhaltige Weg ist für den Verein maßgeschneidert.
Glauben Sie, dass der SCP 07 in dieser Saison die Rückkehr in die Bundesliga schafft?
Die Möglichkeit ist auf jeden Fall vorhanden. Eine Prognose ist aber aufgrund der engen Tabellenkonstellation schwer zu treffen. Ich drücke fest die Daumen!
Es gab und gibt immer mal wieder interessante Gespräche im In- und Ausland. Für mich ist entscheidend, dass der jeweilige Verein bereit ist, seine Potenziale auszuschöpfen. Zum Beispiel mit mutigen Entscheidungen in der Kaderplanung mit Spielern, die nicht jeder sofort sieht, die aber so zueinander passen, dass am Ende der Wert der Mannschaft steigt und damit auch der Wert des Vereins.
Martin Przondziono
Wird es dann diesmal mehr Segen als Fluch sein? Wir erinnern uns an den Aufstieg in die 1. Bundesliga und dann nahezu den Fall in die Regionalliga...
Aus dieser Situation nach dem ersten Aufstieg haben alle Verantwortlichen auf jeden Fall gelernt. Das war ja schon bei unserem zweiten Aufstieg 2019 ein großes Thema. Da haben wir uns für die Nachhaltigkeit und gegen wilden Aktionismus entschieden. Stand heute nach wie vor die richtige Entscheidung.
Mit Preußen Münster spielt ebenfalls einer Ihrer Ex-Klubs in der 2. Bundesliga. Wie sehr verfolgen Sie die Adlerträger noch?
Als ehemaliger Preuße habe ich natürlich immer ein Auge auf Münster. Es freut mich vor allem für die treuen Anhänger und Anhängerinnen, dass sie nach so langer Zeit wieder im großen Fußball dabei sind. Mit Ole Kittner haben sie einen jungen Geschäftsführer, der im ersten Amtsjahr einen wirklich großartigen Job abliefert. Ich freue mich sehr für den Klub, dass sie so einen mutigen und tief im Verein verwurzelten Menschen in ihren Reihen haben. Jetzt heißt es, strategisch gut zu arbeiten, um auch hier nachhaltig erfolgreich zu sein.
Schafft der SC Preußen den Klassenerhalt?
Davon gehe ich aus und wünsche es dem Verein sehr. Verstecken vor den anderen Klubs, die in diesen Tabellen-Regionen stehen, müssen sie sich auf jeden Fall nicht. Das haben die Ergebnisse der Hinrunde gezeigt.
Für wen schlägt eigentlich Ihr Herz: Paderborn oder Münster?
Absolut für beide. Ich hatte bei beiden eine schöne Zeit und gute Erinnerungen.
Und wann sehen wir Sie wieder in einem Amt bei einem Profiklub?
Es gab und gibt immer mal wieder interessante Gespräche im In- und Ausland. Für mich ist entscheidend, dass der jeweilige Verein bereit ist, seine Potenziale auszuschöpfen. Zum Beispiel mit mutigen Entscheidungen in der Kaderplanung mit Spielern, die nicht jeder sofort sieht, die aber so zueinander passen, dass am Ende der Wert der Mannschaft steigt und damit auch der Wert des Vereins. Gleiches gilt für mich im Umgang mit den vereinseigenen Akademien. Das sind solche Schatzgruben, aber es braucht Mut und Kompetenz, um die Schätze auch zum Glänzen zu bringen. Ähnliches gilt für die Wahl von Sponsoren und Investoren. Ich habe mich in den vergangenen Jahren auf diesem Sektor ausgiebig fortgebildet und vernetzt. Fast alle Vereine brauchen Geld. Aber es muss das richtige Geld sein, von den richtigen Gebern, die ein Verständnis für die Vereinsphilosophie und -werte haben. Ich möchte dem Verein, für den ich mich dann entscheide, in diesen Punkten einen großen Mehrwert liefern. Und merke, dass ich für eine solche Herausforderung sehr brenne.